27. Dezember 2011

„Habemus Papam“ (2011, Nanni Moretti)

Dass dieser Film die Emotionen hochgehen lassen und kontrovers aufgenommen werden kann, durfte ich selbst erfahren, als ich nach dem Kinobesuch auf dem Nachhauseweg mit meiner Frau über ihn diskutierte. Noch einmal möchte ich daher daran erinnern, dass dieser Blog rein subjektiv ist und meine persönlichen Meinungen und Einschätzungen wiedergibt – dass man auch ganz anderer Meinung sein kann, liegt in der Natur der Sache.

Auf dem Konklave wird Kardinal Melville (Michel Piccoli) mit deutlicher Mehrheit zum neuen Papst gewählt. Doch seine Annahme der Wahl hält nicht lange – schon als er auf den Balkon des Petersdoms treten soll, will er nicht mehr. Bis die Angelegenheit geklärt ist, soll die Öffentlichkeit im Unklaren gelassen werden. In ihrer Verzweiflung rufen die Kardinäle sogar den angesehenen Psychoanalytiker Professor Brezzi (Nanni Moretti) zu Hilfe, doch Melville nimmt Reißaus aus dem Vatikan. Schwer depressiv wandelt er inkognito durch Rom.

Zunächst einmal: Der Atheist Moretti macht sich nicht lustig über die Kirche. Zwar bietet vor allem das Kardinalskollegium Anlass für manch komische Szene, doch geschieht dies nie respektlos. Eindrucksvoll wird das Konklave geschildert: So ganz anders als in den zuletzt erschienenen verschiedenen Borgia-Fernsehserien füllt sich die Sixtinische Kapelle in „Habemus Papam“ mit den stummen Schreien „Bitte nicht ich!“ der Kardinäle.

Demgegenüber spielt für Moretti aber auch der Glaube keine Rolle. In diesem bewegenden Film, der grundlegende Fragen des Lebens, Existenzängste und das Gefühl der Unwürdigkeit zum Thema hat, kommt die Frage nach dem Glauben nur sehr am Rande vor. Weder die Religion noch die Psychoanalyse vermögen für Moretti, die entscheidenden Antworten zu geben, wie in diesem Film überhaupt keine Antworten gegeben werden.

Das Ende des Films ist unbefriedigend, doch in gewisser Weise eigentlich auch konsequent. Sieht man von diesem ab, dann hat man einen wunderbaren Film, den man sich unbedingt ansehen sollte.

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