10. Dezember 2011

„In Time“ (2011, Andrew Niccol)

Ich muss einleitend vorwegschicken: Wenn ich mir einen Film im Kino ansehe, dann wusste ich meist bereits Monate im Voraus, dass ich mir diesen Film ansehen würde. Spontane Kinobesuche sind bei mir eher selten. Im Regelfall habe ich schon sehr viel über einen Film gelesen, bevor ich ihn sehe (obwohl ich es natürlich vermeide, Inhaltsangaben und ausführliche Kritiken, die einen der Überraschungsmomente berauben könnten, auch nur anzusehen).

„In Time“ war einer jener Ausnahmefälle, über den ich im Vorfeld so gut wie gar nichts gelesen hatte. Von Regisseur Andrew Niccol hatte ich bislang nur „Lord of War“ gesehen, „Gattaca“ geht mir leider noch ab, ebenso wie „S1m0ne“. Warum ich mich – für meine Verhältnisse spontan – dazu entschied, mir den Film anzusehen, weiß ich nicht so genau; möglicherweise war es mein prinzipielles Interesse an Dystopien. So wusste ich rein gar nichts, als ich mich ins Kino setzte. Ich möchte nicht sagen, dass mein übliches Auswahlverfahren perfekt ist – aber es dürfte schon etwas dran sein.

Die Prämisse des Films: In einer unbestimmten Zukunft ist das Zahlungsmittel nicht mehr Geld sondern Zeit. Die Menschen werden genau 25 Jahre alt und verfügen dann über ein Zeitguthaben von einem weiteren Jahr. Durch Ihre Arbeit können sie sich weitere Lebenszeit erkaufen. Wie in allen Wirtschaftssystemen gibt es aber jene die haben (und zwar ordentlich) und jene die nicht haben. Justin Timberlake hat nicht, erhält aber plötzlich sehr viel und macht sich daran, die Welt zu verbessern.
Die Geschichte hat prinzipiell ihren Charme und auch die Ausführung bis hin zu kleinen Details ist durchaus gelungen. Das Problem des Films sind jedoch die teilweise etwas irritierenden Sprünge von einem Genre zum anderen. „In Time“ beginnt als eine Mischung aus Filmen über die Große Depression wie „Früchte des Zorns“ und „Moderne Zeiten“ mit einem Hauch von Hitchcocks etwas späterem „Saboteure“ sowie Philip K. Dick’schen Dystopien wie „Minority Report“ und „A Scanner Darkly“. Nach kurzem finden wir uns wieder in einer retro-chicen Welt und einer Handlung, die ein wenig an „Casino Royale“ erinnert. Und dann plötzlich sind wir konfrontiert mit einer Paar-Verfolgung à la „Natural Born Killers“.

Das soll nicht heißen, dass „In Time“ schlecht ist. Aber der Film nimmt sich selbst zu ernst und scheitert ein wenig an dieser Ernsthaftigkeit. Was „In Time“ jedoch definitiv ist, ist ein Vehikel für viele schöne Menschen (sieht man einmal von Johnny Galecki ab). Es hat durchaus seine Vorteile, wenn Menschen ab 25 nicht mehr altern! Schauspielerisch liefert Timberlake solide aber nicht übertrieben ab. Hervorzuheben ist wie so oft Cillian Murphy, der seine Verachtung allen anderen gegenüber sehr gut auch ohne Worte zum Ausdruck bringen kann. Aber was soll eigentlich diese Amanda Seyfried können?

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