10. Januar 2013

„The Road“ (2009, John Hillcoat)

Viggo Mortensen ist wohl spezialisiert auf dunkle und geheimnisvolle Rollen und benötigt dafür auch nicht immer nur David Cronenberg. Und düster ist John Hillcoats „The Road“ wahrlich – hier braucht er nicht einmal mehr einen Namen und wird im Abspann nur als Mann bezeichnet: Wenige Jahre nach einem nicht näher erläuterten apokalyptischen Ereignis, dem sämtliche Tiere und Vegetation zum Opfer gefallen sind, bahnen sich ein Vater (Mortensen) und sein Sohn (Kodi Smit-McPhee) einen Weg an die Küste. Vor den wenigen noch lebenden Menschen müssen sie sich dabei in Acht nahmen, da Kannibalismus inzwischen weit verbreitet ist.

Dieser postapokalyptische Film spielt nicht in einer fernen Zukunft, de facto könnte die beschriebene Zeit auch morgen sein. Die Zerstörung der Welt tritt plötzlich ein, warum erfahren wir nicht. Natürlich nimmt der Film auch Anleihen an früheren Filmen seines Genres, doch verzichtet er vollkommen auf das exotische, das andere. Überhaupt erfahren wir nur sehr wenig über die Welt, denn auch die Protagonisten wissen nicht viel. Was diesen Film so bedrückend und verstörend macht, ist die Ausweglosigkeit, in der sich Vater und Sohn befinden. Mehrmals wird explizit die Sinnfrage gestellt: Wozu überleben? Nur um des Überlebens willen? Und was ist eigentlich Menschlichkeit? Große Fragen, an deren Beantwortung sich der Zuseher gar nicht erst versuchen möchte.

Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Cormack McCarthy („No Country for Old Men“) wurde vom spanischen Kameramann Javier Aguirresarobe wunderbar karg gestaltet, ebenso die Musik der Australier Nick Cave und Warren Ellis von den Bad Seeds, die beide auch schon für den tollen Score von „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ verantwortlich waren. In „The Road“ kommen nicht sehr viele Menschen vor, doch die wenigen Schauspieler liefern hervorragende Darstellungen ab, neben Mortensen und Smit-McPhee allen voran auch Charlize Theron, Robert Duvall und Guy Pearce.
„The Road“ ist einer dieser Filme, die nur sehr schwer zu ertragen sind – doch es lohnt sich.

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