7. Mai 2013

„Broken City“ (2013, Allen Hughes)

Der Privatdetektiv Billy Taggart (Mark Wahlberg), ein ehemaliger Polizist, der wegen eines nicht beweisbaren Lynchmords an einem Vergewaltiger den Dienst quittieren musste, wird mitten in der heißesten Phase des New Yorker Wahlkampfs zum Bürgermeister Nicholas Hostetler (Russell Crowe) bestellt. Taggart soll Hostetlers Frau Cathleen (Catherine Zeta-Jones) beschatten. Ihm ist dabei noch nicht klar, was für eine Lawine dies nach sich ziehen wird.

„Broken City“ braucht eine ganze Weile, um in Fahrt zu kommen, und streift dabei mehr als nur ein Klischee des Politthrillers und des „Ex-Cop-Jetzt-Privatdetektiv“-Films. Hat man das aber einmal überstanden, dann entwickelt sich der Film durchaus noch zu einem spannenden Vergnügen. Getragen wird er weniger von der Haupthandlung als vielmehr von den Nebenschauplätzen, vom Soundtrack von Atticus Ross und natürlich vor allem von seinen Schauspielern: vom minimalistischen Wahlberg ebenso wie vom überzeichnenden Crowe, von Zeta-Jones, von Kyle Chandler als Wahlkampfleiter und von Jeffrey Wright als Polizeichef. „Broken City“ ist kein überragendes Meisterwerk, aber als Genrekino für Zwischendurch ganz in Ordnung. Und außerdem hat doch jeder Film, der mit Moby endet, mich mehr oder weniger schon für sich gewonnen.

5. Mai 2013

„Side Effects“ (2013, Steven Soderbergh)

Steven Soderbergh ist wohl einer jener Regisseure, die nur sehr schwer eine Fanbasis ansprechen – zu sehr schwankt er für manche Kritiker zwischen Mainstream und Arthouse. Ich erinnere mich an eine Rezension, die ich schon vor mehreren Jahren gelesen habe; darin wurde vermutet, dass Soderbergh sich seine künstlerisch anspruchsvolleren Projekte durch seine weniger anspruchsvollen finanzieren wolle, nach dem Motto einer für das Studio, einer für mich. „Und dann zur Aufbesserung der Kassa wieder ein „Ocean’s“-Film ...“, stand damals sinngemäß recht pejorativ zu lesen. Ich stimme dem nicht zu. Ich bin ein bekennender Soderbergh-Fan, wenngleich ich seine letzten Filme „Contagion“ und „Magic Mike“ im Kino leider verpasst habe („Haywire“ habe ich vor kurzem auf Blu-ray gesehen und war begeistert). Natürlich sind die „Ocean’s“-Filme und „Haywire“ nicht wie „Traffic“, „Erin Brockovich“, „The Good German“ und die „Che“-Filme oder gar wie „Sex, Lügen und Video“, „Kafka“ und „Solaris“, aber selbst seine angeblich anspruchsloseren Filme beinhalten stets etwas, was diese von ähnlich gearteten Filmen anderer Regisseure unterscheidet. So ist es auch mit seinem jüngsten Film „Side Effects“.

Emily Taylor (Rooney Mara) leidet an Depressionen; ihr Ehemann Martin (Channing Tatum, in seiner dritten Zusammenarbeit mit Soderbergh in eineinhalb Jahren) ist nach einer Verurteilung wegen Insiderhandels eben aus dem Gefängnis entlassen worden. Nach einem Versuch, sich etwas anzutun, sucht Emily Hilfe beim Psychiater Dr. Jonathan Banks (Jude Law), der sie auf Anti-Depressiva setzt. Das Unheil nimmt seinen Lauf, als Banks ihr nach Rücksprache mit ihrer früheren Psychiaterin Dr. Victoria Siebert (Catherine Zeta-Jones) zögerlich das neue Psychopharmakon Ablixa verschreibt.

Man erwartet sich von „Side Effects“ zunächst möglicherweise einen Wirtschaftsthriller, in dem die Allgegenwart von Medikamenten in unserer Gesellschaft angeprangert wird. Doch der Film ist mit seinen unerwarteten Wendungen deutlich mehr. Aus hoffentlich nachvollziehbaren Gründen möchte ich hier nicht näher darauf eingehen. Soviel sei aber gesagt: Steven Soderbergh ist jedenfalls ein sehenswerter, solider Psychothriller gelungen. Der Regisseur hat vor kurzem angekündigt, sich aufgrund der immer schwierigeren Arbeitsbedingungen endgültig aus dem Filmgeschäft zurückziehen zu wollen – es bleibt zu hoffen, dass dies nur eine Werbestrategie und „Side Effects“ nicht sein letzter Spielfilm war.

„Die Jagd“ (2012, Thomas Vinterberg)

Bereits vor mehreren Wochen konnte ich „Die Jagd“, den jüngsten Film des dänischen Regisseurs Thomas Vinterberg, im Kino sehen. Darin wird der ehemalige Lehrer Lucas (Mads Mikkelsen), der nach der Schließung seiner Schule in seinem Heimatort als Kindergärtner arbeitet, beschuldigt, die fünfjährige Klara (Annika Wedderkopp), Tochter seines besten Freundes Theo (Thomas Bo Larsen), sexuell missbraucht zu haben. Obwohl er unschuldig ist und angebliche Beweise sich bald als unhaltbar erweisen, muss er erleben, wie sich von einem Tag auf den anderen all seine Freunde und Bekannten gegen ihn wenden.

„Die Jagd“ ist einer jener Filme, deren Betrachtung fast unerträglich ist, weil wir wissen, dass hier jemand in eine Abwärtsspirale gerät und nichts dagegen tun kann. Viele Reaktionen und Handlungen der Personen mögen uns banal oder irrational erscheinen, doch gerade diese Banalität und Irrationalität ist es, die wohl der Realität solcher Hexenjagden am nächsten kommt.

Obwohl die Erfahrung schmerzhaft ist, sollte man sich „Die Jagd“ unbedingt ansehen!