Wieder einmal nur mit
sehr großer Verzögerung (4 ½ Monate!) ist es mir möglich, etwas über meine Kinobesuche
zu schreiben.
„Grand Budapest
Hotel“ erlebte im Vorfeld eine so starke Antizipation wie kein anderer Film des
Regisseurs Wes Andersons. Grund hierfür waren sicherlich die öffentlich von
Anderson bekundete Inspiration durch die Werke Stefan Zweigs und nicht zuletzt
auch das gut gewählte Premierenumfeld auf der Berlinale, die für ein breit
gefächertes Interesse sorgten. Unzählige europäische Kinobesucher haben sich
folglich den Film nicht wegen Anderson sondern wegen Zweig angesehen.
Die Welten Wes
Andersons sind meist bevölkert von (sehr) gut situierten Angehörigen des
gehobenen Mittelstandes. Insofern stellt das zwar in einem Luxushotel angesiedelte,
sich jedoch vorrangig mit den Untergebenen beschäftigende „Grand Budapest Hotel“,
das sich als Abgesang auf eine untergegangene Ära präsentiert, eine Erweiterung
von Andersons Spektrum dar (auch wenn Anderson deshalb noch kein Roberto Rossellini
ist; seine Settings sind immer noch märchenhaft und zuckerlrosa). Auch ein
anderes Anderson-Thema, die Familie, tritt dieses Mal deutlich in den
Hintergrund. Seinem ganz eigenen Stil – perfekt inszenierte (symmetrische) Kameraeinstellungen,
lineare Kamerabewegungen, ausgewählte Farbpaletten – ist Anderson jedoch auch
dieses Mal treu geblieben.
Beeindruckend ist die
Riege an Stars, die Anderson wieder einmal versammelt hat (zum Teil lediglich mit
Kleinstauftritten, nicht nur die üblichen Verdächtigen) und die das bisher von
ihm gewohnte noch auf die Spitze treibt: Ralph Fiennes, Edward Norton, Jude Law,
F. Murray Abraham, Adrien Brody, Jeff Goldblum, Willem Dafoe, Tilda Swinton, Harvey
Keitel, Tom Wilkinson, Bill Murray, Jason Schwartzman, Owen Wilson, Bob Balaban,
Mathieu Amalric, Léa Seydoux, dazu unter anderem auch der Neuling Tony Revolori,
wobei – und da schließe ich mich dem allgemeinen Chor der Lobeshymnen an – vor
allem Hauptdarsteller Fiennes mit seinem unerwarteten komödiantischen Talent das
Rückgrat und Highlight des Ensembles bildet.
So sehr „Grand
Budapest Hotel“ ein hervorragender Film sein mag – und das ist er zweifelsfrei
– so sehr bleibt jedoch eine ganz leichte Enttäuschung. Das überwältigend
positive Echo, das der Film bei Betrachtern hervorgerufen hat, scheint mir wohl
in erster Linie der Tatsache geschuldet zu sein, dass es für die meisten der
erste Kontakt mit dem Stil und der Erzählweise Andersons war. Kennt man hingegen
noch andere Anderson-Filme – und das möge jetzt bitte nicht überheblich herüberkommen
– dann weiß man, dass der Regisseur in der Vergangenheit zum Teil noch bessere Ergebnisse
geliefert hat. Doch das möge den Ruhm von „Grand Budapest Hotel“ jetzt nicht
schmälern.
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