Regisseur Jean-Pierre
Jeunet, der in den 1990ern mit schwarzhumorigen Filmen wie „Delicatessen“ und „Alien
– Die Wiedergeburt“ von sich reden machte und seit seinem wohl bekanntesten Werk
„Die fabelhafte Welt der Amélie“ und „Mathilde – Eine große Liebe“ seinem
Surrealismus eine noch stärkere märchenhafte Note verliehen hat, ist mit „Die
Karte meiner Träume“ nun beim Familienfilm angekommen.
Der begabte zwölfjährige
T. S. Spivet (Kyle Catlett) lebt auf einer Ranch in Montana und fühlt sich dort
von seiner Familie – der Vater (Callum Keith Rennie) ein anachronistischer Cowboy,
die Mutter (Helena Bonham Carter) eine zerstreute Insektenforscherin – nicht
verstanden. Als er für eine seiner Erfindungen einen Preis von der Smithsonian
Institution in Washington erhalten soll, weil diese ihn für einen Erwachsenen
hält, macht er sich alleine auf eine Reise quer durchs Land.
Instinktiv fühlt
man sich bei „Die Karte meiner Träume“ an Martin Scorseses „Hugo Cabret“
erinnert: In beiden Fällen sind die Vorlagen reich illustrierte Jugendromane
mit besonderer visueller Gestaltung. Die Protagonisten beider Filme sind
technisch versierte Zwölfjährige, der eine ein Waise, der andere ein vorgeblicher
Waise. Und beide Filme bedienen sich wunderbarer 3D-Effekte, um Zeichnungen auf
Papier räumlich zu präsentieren. Doch während Scorseses Film mindestens zu
gleichen Teilen auch an Erwachsene gerichtet war, hat Jeunet seinen Fokus wohl vor
allem auf das jugendliche Publikum gelegt – zu „einfach“ sind manche
Charakterisierungen und Handlungsmuster. So ist „Die Karte meiner Träume“ zwar
ein netter Film, der bisweilen auch zu Tränen rührt, vielleicht aber doch ein
klein wenig zu naiv und melodramatisch.
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