5. September 2014

„The Young and Prodigious T.S. Spivet – Die Karte meiner Träume“ (2013, Jean-Pierre Jeunet)

Regisseur Jean-Pierre Jeunet, der in den 1990ern mit schwarzhumorigen Filmen wie „Delicatessen“ und „Alien – Die Wiedergeburt“ von sich reden machte und seit seinem wohl bekanntesten Werk „Die fabelhafte Welt der Amélie“ und „Mathilde – Eine große Liebe“ seinem Surrealismus eine noch stärkere märchenhafte Note verliehen hat, ist mit „Die Karte meiner Träume“ nun beim Familienfilm angekommen.
 
Der begabte zwölfjährige T. S. Spivet (Kyle Catlett) lebt auf einer Ranch in Montana und fühlt sich dort von seiner Familie – der Vater (Callum Keith Rennie) ein anachronistischer Cowboy, die Mutter (Helena Bonham Carter) eine zerstreute Insektenforscherin – nicht verstanden. Als er für eine seiner Erfindungen einen Preis von der Smithsonian Institution in Washington erhalten soll, weil diese ihn für einen Erwachsenen hält, macht er sich alleine auf eine Reise quer durchs Land.

Instinktiv fühlt man sich bei „Die Karte meiner Träume“ an Martin Scorseses „Hugo Cabret“ erinnert: In beiden Fällen sind die Vorlagen reich illustrierte Jugendromane mit besonderer visueller Gestaltung. Die Protagonisten beider Filme sind technisch versierte Zwölfjährige, der eine ein Waise, der andere ein vorgeblicher Waise. Und beide Filme bedienen sich wunderbarer 3D-Effekte, um Zeichnungen auf Papier räumlich zu präsentieren. Doch während Scorseses Film mindestens zu gleichen Teilen auch an Erwachsene gerichtet war, hat Jeunet seinen Fokus wohl vor allem auf das jugendliche Publikum gelegt – zu „einfach“ sind manche Charakterisierungen und Handlungsmuster. So ist „Die Karte meiner Träume“ zwar ein netter Film, der bisweilen auch zu Tränen rührt, vielleicht aber doch ein klein wenig zu naiv und melodramatisch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen